Franckesche Stiftungen zu Halle (Saale)
Studienzentrum August Hermann Francke
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Im Archiv der Franckeschen Stiftungen zu Halle befinden sich mehr als 100 hebräische, syrische, arabische, persische und osmanisch-türkische Handschriften aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Ihre Existenz verdankt diese Handschriftensammlung weitestgehend dem Ansehen, das die Glauchaschen Anstalten bei den Besitzern der Originalhandschriften in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts genossen, sowie dem missionarischen Eifer hallescher Pietisten in Deutschland und Indien. Sie dokumentiert eindrucksvoll, welchen Stellenwert die orientalistischen Studien an den dortigen wissenschaftlichen Einrichtungen – dem von August Hermann Francke (1663–1727) 1702 geschaffenen Collegium Orientale Theologicum und dem Jahre später von Johann Heinrich Callenberg (1694–1760) gegründeten Institutum Judaicum et Muhammedicum – und in den indischen Missionsstationen der Dänisch-Halleschen Mission einnahmen.

Die Handschriften – Korane und Gebetbücher, Werke zum islamischen Recht, zur islamischen Geschichte, zur Mystik, Lexikologie und Dichtung namhafter arabischer, persischer und türkischer Autoren – sind auf sehr unterschiedlichen Wegen aus dem Orient nach Halle in den Besitz der Glauchaschen Anstalten gekommen: Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden orientalische Handschriften dem Direktor des Halleschen Waisenhauses, August Hermann Francke, und dessen Nachfolger im Direktorenamt, seinem Sohn Gotthilf August Francke (1696–1769), dem Collegium Orientale Theologicum oder dem Institutum Judaicum et Muhammedicum als Geschenk übergeben. Einige Handschriften wurden von Wilhelm Christian Schneider (1678–1725), einem Mitglied des Collegium Orientale, auf Empfehlung des christlichen Syrers Salomon Negri (1670–1729) aus Venedig nach Halle geschickt. Eine prachtvoll gestaltete Koran-Handschrift erhielten die Glauchaschen Anstalten 1760 aus Kalkutta von dem halleschen Indienmissionar Johann Zacharias Kiernander (1710–1799). Auch in Halle selbst sind in dem Bestreben, das Gedankengut des Halleschen Pietismus weltweit zu verbreiten, erste Wörterbücher, Gesprächsbücher und Grammatiken für die orientalischen Sprachen Arabisch und Persisch sowie für die indischen Sprachen Tamil und Telugu verfasst und Handschriften kopiert worden.

In den Jahren 2001 bis 2003 wurden die im Haupt- und Missionsarchiv der Franckeschen Stiftungen zu Halle aufbewahrten orientalischen Handschriften gesichtet und nach modernen Standards neu verzeichnet. Die Erschließungsergebnisse wurden sowohl in einer Online-Datenbank als auch in einem Katalog (Findbuch) aufbereitet. Seit Frühjahr 2003 sind Benutzern des Archivs diese Findmittel zugänglich. Fachwissenschaftler und eine interessierte Öffentlichkeit erhalten so umfangreiche Recherchemöglichkeiten, die ihnen einen umfassenden Einblick in die orientalischen Handschriftenbestände des Archivs der Franckeschen Stiftungen gewähren.

In Vorbereitung der Kabinettausstellung der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen "Man muß dergleichen Handschriften wenigstens sehen ... Orientalia aus dem Archiv der Franckeschen Stiftungen" wurden die Findmittel im Oktober 2007 überarbeitet.

Die thematisch und sprachlich sehr unterschiedlichen und häufig nur schwer lesbaren unvokalisierten Handschriften so ausführlich in der nun vorliegenden Form zu erschließen, war nur möglich dank der uneingeschränkten Hilfe von Fachkollegen und allen Mitarbeitern des Archivs und der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen.

Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Manfred Fleischhammer, Herrn Prof. Dr. Arafat Mustafa und Herrn Jens Kotjatko-Reeb für ihren fachlichen Rat bei der Beschreibung der osmanisch-türkischen, syrischen und hebräischen Handschriften sowie Herrn Dr. Jürgen Gröschl für die Realisierung der Internetpräsentation mit den entsprechenden Online-Recherchemöglichkeiten.



Halle, im November 2007
Dr. Erika Pabst
Archiv der Franckeschen Stiftungen